Tradition & Moderne


Einmal Haiku Dichter, immer Haiku Dichter: Darin liegt tatsächlich etwas Wahres. Seit über drei Jahrzehnten beschäftige ich mich nun mit japanischer Kurzlyrik – meine schönsten Dichterjahre! Und trotzdem habe ich beschlossen, neben dem Verfassen von Haiku und meiner Tätigkeit als Gründer und Künstlerischer Leiter des Haiku Kreises Südtirol, auch einen anderen lyrischen Weg zu beschreiten.

Wie kann das sein?

Die japanische Kurzlyrik hat mir sehr viel gegeben, und dafür bin ich dankbar. Ich glaube, dass meine Lyrik mit einem seelischen Prozess zusammenhängt: Es kommt mir so vor, als hätte ich einen Auftrag bekommen.

Den japanischen Kurzlyrikformen fehlt es gewiss nicht an Spiritualität. Aber immer wenn ich sie genauer betrachte, lese und höre, habe ich das Gefühl, dass die westlichen Haiku ganz andere Themen bevorzugen.

Eine Frage beschäftigte mich immer ganz besonders: Gehört der Zen-Buddhismus ins westliche Haiku hinein oder nicht? Daran scheinen sich die Geister noch immer zu scheiden. Genauso uneinig ist man sich hier im Westen in Bezug auf das Regelwerk des Haiku. Das Chaos ist die logische Folge. Solange es nicht eine einheitliche Regelung bezüglich Haiku gibt, wird es auch kein größeres Interesse für das westliche Haiku geben.

In der Metalyrik habe ich die kreative und gestalterische Freiheit gefunden, die mir beim Haiku Dichten fehlt.  Also weniger Regeln und dafür Metaphern und Metaphysik. 

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